Huggels Tritt als angeblicher Auslöser der Krawalle
Die "Gastgeber" sehen sich allerdings selbst in der Opfer-Rolle. Nach ihrer Ansicht haben die Pfiffe gegen die türkische Nationalhymne im Hinspiel in Bern und der Tritt des Frankfurters Benjamin Huggel nach Spielende in Istanbul gegen den türkischen Co-Trainer Mehmet Özdilek die Krawalle erst provoziert.
"Unsere Spieler sind in die Falle gegangen", schrieb die Sportzeitung "Fanatik". Und "Sabah" meinte: "Die Türkei ist stolz auf euch! Leider gab es nach dem Spiel Kriegszustände! Der Schweizer Huggel hat mit seinen Tritten dafür gesorgt!"
Noch realitätsferner als die fragwürdige Rechtfertigung der Ausschreitungen von Fans, Spielern, Offiziellen und Sicherheitspersonal waren aber die Aussagen von Nationaltrainer Fatih Terim.
Terim: "Beide Schiedsrichter sind Diebe"
"Die Qualifikation ist nicht auf dem grünen Rasen, sondern am grünenTisch entschieden worden. Das ist ja auch kein Wunder, wenn die Hauptverantwortlichen der Fifa aus der Schweiz kommen und sowohl Fifa und Uefa ihren Sitz in der Schweiz haben", schimpfte Terim, der von einer groß angelegten Verschwörung sprach.
Vor allem die Unparteiischen machte der Coach für das türkische Ausscheiden verantwortlich: "Beide Schiedsrichter haben uns die Fahrkarte nach Deutschland gestohlen. Sie sind Diebe. Wir sind ausgeschieden, weil die Schweiz in beiden Spielen mit zwölf Mann spielen konnte."
Blatter will "scharf durchgreifen"
Blatter brachten die Aussagen und vor allem die Vorkommnisse in Rage. "Was passiert ist, ist des Fußballs unwürdig. Das Fairplay wurde mit Füßen getreten", sagte der Fifa-Boss.
"Ich sage ihnen das nicht als Schweizer, sondern als Fifa-Präsident: Wir werden handeln und scharf durchgreifen."
Neben einem Ausschluss von der Qualifikation zur WM 2010 sind auch mehrere Pflichtspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie hohe Geld- und persönliche Strafen denkbar. Vor der Auslosung der WM-Gruppen am 9. Dezember in Leipzig will das Fifa-Exekutivkomitee eine Entscheidung fällen
Altintops mit Zivilcourage
Die große Ausnahme im Chaos bildeten die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil, die alles dafür taten, um die Lage ein wenig zu beruhigen.
"Die Altintop-Brüder haben mich in die Mitte genommen, gegen ihre eigenen Mannschaftskollegen verteidigt und mich schließlich in die Kabine gebracht. Wenn die beiden nicht gewesen wären, dann gute Nacht", stellte HSV-Profi Wicky das Engagement der beiden Bundesligaspieler heraus.
Lauterns Halil entschuldigte sich später sogar noch in der Schweizer Kabine für das Verhalten seiner Landsleute.
"Wir haben uns zwei Stunden in der Kabine eingeschlossen. Später wurden wir dann unter Polizeischutz ins Hotel gebracht", erzählte Wicky.
Quelle:
www.sport1.de